Stellungnahme des Kollegiums der Katholischen Schule Altona

Rhetorik statt Erneuerung

Wir, das Kollegium der Katholischen Schule Altona, möchten Stellung beziehen zu den Vorgängen der letzten Wochen, die uns, die Eltern und vor allem die Schülerinnen und Schüler schockiert haben. Zugleich möchten wir unsere Solidarität mit den anderen katholischen Schulen bekunden, die von den angestrebten Schließungen ebenfalls betroffen sind.

Am 18. Januar diesen Jahres wurde in einer außerordentlichen Dienstsitzung, für uns unerwartet, das Ende unseres Standortes von der Schulleitung verkündet, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit und auf die Rhetorik der Handelnden, um die Dinge besser verstehen zu können

Bei dem Übergang des Katholischen Schulverbandes in die Hände des Erzbistums Hamburg im Januar 2017 wurde von den neuen Entscheidungsträgern ein Erneuerungsprozess angekündigt, der in den folgenden Jahren ergebnisoffen und transparent hätte ablaufen sollen. Im Vordergrund stand die wirtschaftliche und finanzielle Konsolidierung des jungen Bistums. Die Betonung, dass Schulschließungen keineswegs beschlossene Sache seien, hätte uns schon früh stutzig machen können – wir als Kollegium vertrauten aber darauf, dass man uns zum Teil eines Prozesses machen würde, aus dem etwas Neues und Nachhaltiges wachsen würde. Ein Besuch des Vertreters für die Abteilung Schule und Hochschule, an unserem Standort verstärkte diese Haltung, da wir das Gefühl bekamen, hier würde pädagogisch und menschlich verantwortlich gehandelt. Auch zu diesem Zeitpunkt fanden sich keine Anzeichen dafür, dass unsere Schule Teil dieser „Erneuerung“ sein sollte, die de facto nur den radikalen Rückbau des katholischen Schulwesens in Hamburg meint

Es fehlt die Transparenz

Im Dezember 2017 wurde dann ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young veröffentlicht, das die Geschichte einer desolaten Finanzsituation des Bistums erzählt – reich illustriert und mit Lösungsansätzen garniert, die man sonst nur von gewinnorientierten Unternehmen kennt. Die Empfehlung der Wirtschaftsprüfer: wirtschaftlich nicht tragfähige Schulen sollen geschlossen werden. Belastbare Zahlen sucht man vergebens, allein von einem Schuldenberg von 80 Mio. Euro ist die Rede, der bis 2021 auf über 300 Mio. anwachsen könne, Zahlen, die seit geraumer Zeit immer wieder in der Presse zu lesen sind. Eine transparente Aufschlüsselung der Ergebnisse der Wirtschaftsprüfer ist nicht vorgesehen.

Das Leben der Schulfamilie – hier in Altona wird dieser Begriff mit Leben gefüllt – geht trotz der Irritationen ungestört weiter. Die engagierten Lehrer, Pädagogen, Erzieher und Sozialarbeiter schaffen für ihre Schüler ein individuelles und menschliches Umfeld, das unser Nachwuchs als „zweites Zuhause“ empfindet, als einen Ort, wo Begabungen gefördert und des Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit geweckt werden. Die Schule genießt einen guten Ruf, weil hier gezeigt wird, dass Kinder aus allen Schichten der Gesellschaft dazu befähigt sind, Großes zu leisten und ihren Platz in unserer komplexen Gesellschaft selbstbestimmt zu finden.

Die Bedürftigen gehen über Bord

Diese Schüler und diese Lehrer sind es, die heute als „Ballast“ bezeichnet werden, von dem man sich trennen müsse. Eine Rhetorik, die den euphemistischen Kurs für einen Moment aufgibt und daher vielleicht umso wahrer wird. Unser Kollegium findet die Tatsache, dass gerade Standorte mit einem wenig zahlungskräftigen Klientel geschlossen werden, beschämend und ist bezüglich ihres christlichen Selbstverständnisses irritiert. Sieht doch Papst Franziskus die Aufgabe der Kirche gerade darin, sich um den Rand der Gesellschaft zu kümmern, wird dieser Rand im Hamburger Erzbistum über Bord geworfen. Diese Entfernung vom christlich-katholischen Auftrag bedeutet nicht nur in unseren Augen, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung, einen schwerwiegenden Vertrauensbruch. Der Mangel an Bewusstsein für genuin christliche Werte führt in allen Schulen und Gemeinden zu Trauer, Wut und einer tiefen Verunsicherung, der die Bistumsleitung durch Intransparenz nicht begegnen kann.

Wurden alle Rettungsmöglichkeiten ausgelotet?

Das Dogma der eigenen Transparenz erschüttert das Erzbistum dadurch weiter, dass es in einer eigenen Pressemitteilung formuliert, die Stadt bereits am 26. Juli 2017 davon in Kenntnis gesetzt zu haben, dass für die Schulen in Harburg und Altona ganz konkret eine Schließung in Erwägung gezogen würde. Weder gegenüber den Eltern, noch gegenüber den Lehrern wurden der Fortschritt und die Tragweite dieser Entwicklungen zu diesem Zeitpunkt angedeutet. Im Nachhinein wird uns zudem über die Stellungnahmen in der Presse bewusst, dass eventuell nicht alle Möglichkeiten ausgelotet wurden, in Kooperation mit der Stadt, den Eltern oder auch anderen Bistümern, die angestrebten Schulschließungen zu verhindern. Von den Versprechen von Transparenz, Ergebnisoffenheit und Erneuerung bleibt heute nur ein schaler Beigeschmack übrig und die Gewissheit, dass es sich nur um Rhetorik gehandelt haben muss.

Wir wünschen allen Beteiligten und Betroffenen ein gutes Händchen für die anstehenden Entscheidungen und hoffen, dass ihrem Vertrauen in den christlichen Glauben kein nachhaltiger Schaden entstanden ist. Trotz aller Trauer und allem Unverständnis gegenüber den Entscheidungsträgern, werden die Verantwortlichen im pädagogischen Bereich ihre professionelle und leidenschaftliche Arbeitsweise fortsetzen und den verbliebenen Schülern weiterhin ein von christlichen Werten geprägtes warmes Umfeld bieten.