Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

Die Klassenfahrt der Klasse 8
Halb neun Uhr am Hamburger Hauptbahnhof, ein Meer von Koffern – kleine und große, dazwischen die Schüler und Schülerinnen der Klasse 8 und ihre beiden Klassenlehrer. Die Luft der Bahnhofshalle ist bereits jetzt aufgeheizt und deutet schon die heißen Tage an, die unsere Reisegruppe in der Bundeshauptstadt erwarten.
Nach einer kurzen Fahrt mit dem ICE und der Zimmerverteilung geht es Richtung Gedächtniskirche und KaDeWe, erste Eindrücke von der Stadt werden gewonnen, es ist lauter als in Hamburg, schneller auch und vor allem wirkt alles größer und weiter. Der Tag geht rasch vorüber und nach dem gemeinsamen Abendessen fallen alle müde ins Bett, voller Vorfreude auf den nächsten Tag.
Dieser beginnt mit einem Besuch bei Madame Tussauds, einem Wachsfigurenkabinett, in dem Bundeskanzlerin Merkel ebenso lebensecht zu bewundern ist wie Beyonce und Christiano Ronaldo. Nach einer kurzen Führung werden die Handys gezückt und Selfies zusammen mit den Stars arrangiert. Herr Günther erklärt Einstein die Relativitätstheorie und Herr Baugut spricht mit Brecht über Mutter Courage, das eine oder andere Mädchen diniert mit George Clooney, während die Jungs mit Lionel Messi den Torjubel üben. Am späten Nachmittag besucht die Hamburger Reisegruppe noch Sea Life und bewundert dort, neben zahlreichen Fischarten und Salzwasserpflanzen, Europas größtes Aquarium, das mit unglaublichen 1000000 Litern Wasser gefüllt ist.
Am Mittwoch stehen die Zeichen voll auf Politik. Nach einer Stadtbegehung im und ums Regierungsviertel, bei der auch das Bundeskanzleramt und das Paul-Loebe-Haus gesehen werden, geht es direkt in den Reichstag. Nach der obligatorischen Leibesvisitation, wird die Klasse 8 von einer Führerin sachkundig und höchst unterhaltsam durch das Gebäude geführt. Auf „geheimen“ unterirdischen Wegen gelangt man so direkt ins Paul-Loebe-Haus, das man vorher nur von außen bewundern durfte. Zurück im Reichstag fallen die Namen russischer Soldaten auf, die nach dem Sieg über das Dritte Reich mit Kohle auf den Sandstein geschrieben wurden. Als die Gruppe um eine Ecke biegt, läuft ihr Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Bundestags, in die Arme. Gewohnt offen spricht sie mit den Schülern über ihr Amt, fragt neugierig nach, wo denn alle herkämen und steht anschließend – als wäre das selbstverständlich – für Fotos zur Verfügung. Aus der Schülergruppe fällt voller Unglauben die Aussage: „Die war ja ganz nett, so normal!“ Politiker sind eben auch nur Menschen.
Die jüngere Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland steht am Donnerstag auf dem Programm. In einem Rundgang durch den Mauerpark erfahren die Schüler und Schülerinnen alles Wichtige über die Teilung Deutschlands in Ost und West. Die Sonderrolle Berlins als geteilte Stadt, die Fluchtversuche der Ostberliner und das harte Durchgreifen der DDR-Führung sind ein wesentlicher Bestandteil der Begehung. Ein Besuch im DDR-Museum steht den Schülern frei. Am Abend klingt die harmonische Klassenfahrt bei einer Runde Schwarzlichtminigolf aus.
Am Freitagmittag kommt die Klasse 8, nach einer heißen Woche in Berlin und einer nicht minderheißen Bahnfahrt wieder zurück in Hamburg an. Müde, aber glücklich wird sie von ihren beiden Klassenlehrern ins Wochenende entlassen, gestärkt durch viele gemeinsame Erlebnisse.
Jan Baugut